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Ing. Hermann Wiener

Nach der Enteignung seines Vermögens gelingt dem Ingenieur mit seinem Vater und seiner Schwester die Flucht nach Uruguay.
Porträt des damals 33jährigen Hermann Wiener in seinem Identitätsausweis, Uruguay 1939. Privatsammlung, Foto: Oliver Kühschelm
Porträt des damals 33jährigen Hermann Wiener in seinem Identitätsausweis, Uruguay 1939. Privatsammlung, Foto: Oliver Kühschelm
Porträt des damals 33jährigen Hermann Wiener in seinem Identitätsausweis, Uruguay 1939. Privatsammlung, Foto: Oliver Kühschelm

Hermann Wiener wird 1906 in Wien geboren. Mit seinen Eltern und seiner drei Jahre älteren Schwester Ilonka lebt er spätestens seit 1912 in Wolkersdorf. Die Familie gehört der jüdischen Religionsgemeinschaft an und lebt in der Wiener Straße 29. Dort befindet sich auch die Holzhandlung des Vaters.

Die Familie Wiener ist wohlhabend und kann Hermann eine gute Ausbildung ermöglichen. Nach der Matura studiert er in Wien an der Technischen Hochschule. Als Ingenieur kehrt er nach Wolkersdorf zurück und baut die Holzhandlung des Vaters zum Säge- und Hobelwerk aus. Seine Mutter stirbt im Sommer 1936 und wird auf dem jüdischen Friedhof in Mistelbach beigesetzt. Kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich ist das neue Familienanwesen in der Bahnallee 6 bezugsfertig.

Jedoch nur fünf Tage nach dem „Anschluss“ im März 1938 werden vorerst Teile des Familienbesitzes beschlagnahmt. Bis September 1938 werden die Betriebe mit allem, was dazugehört, enteignet. Die Villa in der Bahnallee wird seinem Vater abgepresst: Lokale NS-Funktionäre halten den 64jährigen vier Tage lang in Haft, bevor er dem Druck nachgibt und eine vorgefertigte „Schenkungsurkunde“ zugunsten der Gemeinde unterschreibt. Mit seinem Vater und seiner Schwester muss Hermann Wiener Wolkersdorf verlassen. Die Familie zieht in den 2. Wiener Bezirk. Von dort gelingt Anfang 1939 die Flucht per Schiff über Genua nach Montevideo (Uruguay).

Die rettende Schiffskarte für die Familie Wiener von Genua nach Montevideo, März 1939. Privatsammlung, Foto: Oliver Kühschelm
Die rettende Schiffskarte für die Familie Wiener von Genua nach Montevideo, März 1939. Privatsammlung, Foto: Oliver Kühschelm
Die rettende Schiffskarte für die Familie Wiener von Genua nach Montevideo, März 1939. Privatsammlung, Foto: Oliver Kühschelm
Die Liegenschaft in der Bahnallee wird 1948 an die Familie Wiener restituiert. 1955 verkauft sie das Anwesen. Hermann Wiener lebt in den 1950er Jahren in Buenos Aires in Argentinien, bevor er sich in Piriapolis in Uruguay ansiedelt. Sein Stiefsohn lebt heute noch dort.
Recherchen: Wolfgang Galler