Josef Lande, geb. Moses Aaron Lande
Aaron Lande wird 1879 im legendären Sadagora (Ukraine) geboren. Er wächst bei seinem Großvater in Jerusalem in jüdisch-orthodoxer Umgebung auf. Sein Onkel, der Oberrabbiner von Jerusalem, wählt ihn für das hohe Amt des Rabbiners in Tiberias (Galiläa) aus. Doch während eines Besuches bei seinen Eltern in Wien bricht Aaron Lande alle Beziehungen zu seiner Familie ab. Später tritt er zum Katholizismus über und wird auf den Namen „Josef“ getauft.
1918 richtet er in Wolkersdorf im Haus eines Wiener Pfarrers eine Buchhandlung in der Hauptstraße 49 ein. Mit seiner Frau Katharina, die aus Wolkersdorf stammt, hat er drei Söhne. Alle drei besuchen eine von Jesuiten geleitete Schule in Linz.
Im Juli 1938 stellt der Kaufmann Leopold Schreiber an Gauleiter Bürckel den Antrag, „das jüdische Geschäft des Josef Lande“ zu kaufen. Im Herbst 1938 wird die Familie Lande von Wolkersdorfer Nationalsozialisten gezwungen, den Ort zu verlassen. Josef Lande gilt im NS-Staat als „Volljude“, seine drei Söhne gelten als „Halbjuden“. Die Männer finden vorerst in einer kleinen Wohnung im 18. Bezirk in Wien Unterschlupf. Katharina Lande gilt als „Vollarierin“ und kann in Wolkersdorf bleiben. Von hier aus unterstützt sie mit Hilfe von Verwandten und Bekannten aus der Umgebung ihre Familie mit Lebensmitteln. Sohn Robert kann aufgrund einer Intervention des bekannten Chirurgen Prof. Leopold Schönbauer noch 1941 zum Doktor der Medizin promovieren und ist später u.a. an der Klinik Hera in Wien beschäftigt. Die beiden anderen Söhne Paul und Josef werden dagegen vom Universitätsstudium ausgeschlossen. Durch Vermittlung katholischer Kreise finden beide während des Krieges eine Anstellung. Josef Lande selbst ist zeitweilig im Archiv des erzbischöflichen Ordinariats beschäftigt.
Familienaufnahme im Hof des Wohnhauses, ca. 1935. Von links: Josef jun. (geb. 1920), Josef sen., Mutter Katharina, Robert (geb. 1918), Paul Lande (geb. 1916). Sammlung Josef Lande