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Kurt Diamant

Der Gemischtwarenhändler überlebt das NS-Regime als Zwangsarbeiter in Wien. Nach 1945 kehrt er nach Wolkersdorf zurück.

Kurt Diamant

Kurt Diamant

Kurt Diamant, undatierte Aufnahme (vor 1938)
Sammlung Susanne Schwarcz

Kurt Diamant wird 1906 als Sohn einer jüdischen Familie in Wolkersdorf geboren. Er wächst hier auf und übernimmt 1932 den Gemischtwarenhandel seines Vaters in der Wiener Straße 23. Er ist Mitbegründer und Spieler des Fußballclubs „SC Wolkersdorf“. 1936 heiratet er die Wirtstochter Anna Pfaffl, die als Kind dem antisemitisch eingestellten Deutschen Turnverein angehört hat. Kurz vor der Hochzeit konvertiert Anna Pfaffl zum Judentum.

Ein halbes Jahr nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich werden Kurt Diamant und seine Familie verhaftet. Für ihre Freilassung muss Kurt Diamant der Gemeinde Wolkersdorf Forderungen in der Höhe von 9.000 Reichsmark überschreiben. Der Enteignung seines Grundvermögens kommt er zuvor, indem er es an seinen Schwiegervater verkauft. Am 16. September 1938 wird er mit seiner Frau und seiner eineinhalbjährigen Tochter aus Wolkersdorf vertrieben. In Wien lebt die Familie nach mehreren Übersiedlungen in einer kleinen Wohnung im 2. Bezirk, die sie sich mit anderen Familien teilen muss. Kurt Diamant und seine Familie konvertieren während des Krieges zum katholischen Glauben. Ab 1943 muss er Zwangsarbeit im Baugewerbe leisten.

Familienfoto

Familienfoto

Kurt Diamant mit Frau Anna und Tochter Susanne, um 1947.
Sammlung Charlotte Lang, England

Kurt Diamant mit Frau Anna und Tochter Susanne, um 1947.
Sammlung Charlotte Lang, England

Nach Kriegsende kehrt die Familie nach Wolkersdorf zurück. Kurt Diamant ist einer der wichtigsten Zeugen im Prozess gegen den Wolkersdorfer NSDAP-Ortsgruppenleiter Karl Zwieauer. 1948 wird Diamant wieder Eigentümer seiner Liegenschaften. Als Großhändler und Ehrenpräsident des Sportvereins lebt er bis zu seinem Tod 1977 in Wolkersdorf. Gemeinsam mit seiner Frau Anna, die drei Jahre später stirbt, ist er am Wolkersdorfer Friedhof begraben.
Recherchen: Walter Mayr