Berthold Beer
Der Wolkersdorfer Weinhändler wird 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Berthold Beer wird 1887 als erster Sohn jüdischer Eltern in Wolkersdorf geboren. Mit seinen fünf Geschwistern wächst er in einer Familie auf, die es allmählich zu einigem Wohlstand bringt. Sein Vater betreibt eine florierende Weinhandlung und besitzt einige Presshäuser und Weinkeller sowie eine Villa in der Bahnstraße 24.
Rechts im Bild: Berthold Beer während des Ersten Weltkriegs in Soldatenuniform, 1917.
Privatsammlung
Rechts im Bild: Berthold Beer während des Ersten Weltkriegs in Soldatenuniform, 1917. (Privatsammlung)
Nach Berthold Beers Heirat mit Zdenka Steiner kommt 1925 Sohn Heinz zur Welt. Berthold Beer übernimmt nach dem Tod seines Vaters 1932 die Leitung der Weinhandlung und führt auch die Filiale in Wien weiter. Seine jüngste Schwester Rosa heiratet 1931 einen katholischen Landwirt in Poysdorf und bringt ein Jahr später einen Sohn zur Welt.
Stefanie und Paula Beer, 1914
Privatsammlung
Nach 1938 muss Berthold Beer seinen Grundbesitz unter dem Druck der Nationalsozialisten rasch „verkaufen“. Der Erlös kommt auf ein Sperrkonto, auf das er nur mit Zustimmung der NS-Behörde zugreifen darf. Als „Ariseure“ treten u.a. die örtliche Winzergenossenschaft und die Gemeinde Wolkersdorf in Erscheinung.
In Wien lebt der ehemals wohlhabende Weinhändler völlig mittellos und ist auf die Ausspeisungen der Israelitischen Kultusgemeinde angewiesen. Auf engstem Raum wohnt mit ihm auch seine Schwester Rosa mit ihrem kleinen Sohn. Ihr Ehemann hatte dem Druck der NS-Behörden nachgegeben und sich von ihr scheiden lassen.
Berthold Beer wird am 9. Oktober 1942 von Wien in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort überstellt ihn die SS am 28. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, wo er stirbt. Bis auf Rosa, die mit ihrem Sohn in Wien überlebt, werden alle seine Geschwister deportiert und umgebracht.
Bertholds Frau Zdenka und Sohn Heinz stellen nach 1945 von Kalifornien (USA) aus Anträge auf die Rückstellung ihres Vermögens. Die Verfahren ziehen sich in die Länge und werden erst Anfang der 1950er Jahre mit Vergleichen abgeschlossen.