Selma und Dr. Ernst Basch
Ihr Haus am Kirchenplatz wird im September 1938 zwangsenteignet. Ernst und Selma Basch werden in Auschwitz ermordet.
Selma Basch (geb. 1887) und ihr Mann Ernst (geb. 1879) erwerben 1914 das Haus am Kirchenplatz 9. Ernst Basch führt dort eine Rechtsanwaltskanzlei. Die beiden leben als angesehene Bürger in Wolkersdorf.
Baschhaus
Das später so genannte Basch-Haus am Wolkersdorfer Kirchenplatz, um 1905. Dr. Ernst Basch erwarb das Wohnhaus und die Kanzlei 1914 von seinem Vorgänger, einem gleichfalls jüdischen Rechtsanwalt.
Am 16. September 1938 läuten in den Abendstunden der NS-Ortsgruppenleiter Karl Zwieauer, Graf Leo Hardegg, Vertreter der Gendarmerie und des örtlichen Bezirksgerichts an der Tür des Ehepaars Basch und zwingen die beiden, ihr Haus der Gemeinde zu „schenken“. Unter massiven Drohungen müssen Selma und Ernst Basch den Ort innerhalb weniger Stunden verlassen. Von den Männern unter Druck gesetzt, verpflichten sie sich, Wolkersdorf nie wieder zu betreten.
In einem Hotel in Wien finden die beiden vorübergehend Zuflucht. Ihre langjährige Wolkersdorfer Haushaltsgehilfin verkauft den zuvor heimlich sichergestellten Schmuck der Familie. Mit dem Erlös finanziert das Ehepaar im März 1939 die Flucht über Berlin nach Frankreich. Doch am Atlantikhafen in Nantes nimmt die Gestapo Selma und Ernst Basch fest. Nach der Internierung im französischen Sammellager Drancy werden sie am 6. November 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort umgebracht.
Nach 1945 stellen die Erben einen Antrag auf Rückstellung des entzogenen Eigentums. Sie erhalten 1951 eine Zahlung von 35.000,- Schilling für das 1938 zwangsenteignete Haus. Nach Abschluss des Verfahrens dankt der Wolkersdorfer Gemeinderat Bürgermeister Traindl, dass das Haus „im weiteren Besitz“ der Gemeinde bleiben kann.
Aktenabschluss des Falls Dr. Ernst Baschs durch die "Arisierungsbehörde" in Wien, Dezember 1938. Die Behörde hatte die Ausreise bereits Ende 1938 genehmigt. Dennoch wurde das Ehepaar Basch noch an der französischen Atlantikküste von der Gestapo verhaftet und später nach Auschwitz deportiert.
Niederösterreichisches Landesarchiv
Recherchen: Martin Stifter